16. März 2019
Andrew Pekler
(Kranky, Entr’acte, Faitiche / Berlin)
Bérangère Maximin
(Sub Rosa, Tzadik / France)
Alexander Trattler & Artur Musalimov / elektropastete Die Avantgarde-Musikerin Bérangère Maximin collagiert intensive elektro-akustische Soundbilder, in denen sie den Ursprung der Einzelklänge unkenntlich werden lässt. Mit erstaunlichem Effekt. Ihre Technik erlaubt es ihr, den Detailreichtum ihrer Sounds in einem diffundierenden Spiel aus Kontrast und Einheit rhythmisch in Szene zu setzen. Ihre Live-Performance erarbeitete die französische Musikerin anfangs in Zusammenarbeit mit John Zorn unter der Unterstützung seines New-Yorker Labels Tzadik. In 2018 spielte Bérangère ein Solo-Konzert in der ePhil-Serie der Elbphilharmonie Hamburg. Seit 2008 brachte die Komponistin fünf Alben heraus und spielte diverse Konzerte von London über New York bis Tokio gespielt.
Andrew Pekler, der in den USA aufwuchs und seit 1995 als Elektronik-Musiker in Berlin lebt, komponiert und arrangiert mit analogem Synthesizer aus melodischem und geräuschhaftem Material neue, lebendige Tonbilder. So schuf er etwa mit „Phantom Islands – A Sonic Atlas“ eine interaktive Online-Karte, mit der die Zuhörer*innen auf eine Reise durch Geräusche und Klänge von mittlerweile verschwundenen Inseln gehen können. Mit seiner teils spekulativen, teils kalkulierten Arbeitsweise erprobt er ein produktives Spannungsverhältnis zwischen Organischem und Synthetischem. Kürzlich veröffentlichte Pekler mehrere Solo-Alben auf profilierten Elektronik- und Avantgarde-Labels wie Kranky, Entr’acte und auf Jan Jelinek’s Faitiche-Projekt.
Das Trio The Home of Easy Credit der Saxophonistin Louise Dam Eckardt Jensen, des Bassisten Tom Blancarte und dem Schlagzeuger Jim Black fand sich während des Studiums in New York. Das Trio legt wenig Wert auf technokratische Attitüde und mikroskopisches Klein-Klein klassischer Jazz-Combos. Stattdessen erkundet ihre hochemotionale Performance die dystopischen, post-apokalyptischen Facetten des zeitgenössischen Free Jazz. Melodiefragmente und solistische Ausbrüche mischen sich mit rhythmisch-schabenden, instrumentalen Flächen aus Metal, Dark-Ambient und Drone. Dam Eckardt Jensen und Blancarte betreiben gemeinsam das dänische Jazz-Elektrnonik-Label Marsken Records.
Felix Kubin und Mark Boombastik haben als Wegbereiter des Hamburger Electronic-Udergrounds schon zu diversen Anlässen miteinander und in unzähligen lokalen und internationalen Projekten kooperiert. Virtuos an den Tasten variiert Kubin sein Live-Setup um eine Konstante, dem Korg MS20. Mark Boombastik filtert sein Beatboxing-Stimm-Gewitter durch analoge Effekte und modulare Synthesizer. Die gemeinsamen Elemente ihrer Musik sind disharmonischer Pop, industrieller Lärm und damit die Avantgardemusik des 20. Jahrhunderts. Felix Kubin ist darüber hinaus Betreiber des Hamburger Elektronik-Labels Gagarin Records, einem unersetzlichen Aderlass für „Futurist pop, Anti-Music, Electronic Surgery, Sound and Radio Art and Preußen-Noise.
Die Musikerin und Journalistin Lucia Udvardyova kuratiert als Teil des trans-europäischen SHAPE-Netzwerk Workshops, Soundwalks und Radio-Kunst zu Fragen von Region und Über-Internationalität, Elektronik und Gender. Bei 4fakultät #11 wird sie die vielfältigen Aspekte ihrer Arbeit in ein DJ-Set übersetzen.
Foto: Philipp Schewe